Obwohl die nordischen Länder (Island, Norwegen, Finnland, Schweden und Dänemark) auf globaler Ebene die geringsten Unterschiede in Bezug auf Geschlechter aufweisen, haben auch diese Länder die komplette Gleichstellung der Geschlechter nicht erreicht. Aus diesem Grund hat Island als erstes Land der Welt ein Gesetz beschlossen, wodurch geringere Gehälterzahlung an ein Geschlecht im Vergleich zum anderen illegal sind. Diese Nachricht wurde in Finnland mit unterschiedlichen Reaktionen aufgenommen. Einige behaupten, ohne dabei ein ausreichendes Verständnis über die Ursachen ungleicher Bezahlung zu haben, dass „Männer in Finnland mehr verdienen als Frauen, weil sie Überstunden machen, während Frauen sich dagegen entscheiden“, oder „Männer mehr verdienen als Frauen aufgrund der Berufswahl“. Dies lässt die Frage aufkommen, ob es legitim ist, dass traditionell männlich-dominierte Berufe mehr bezahlen als weiblich-dominierte Berufe. Gibt es einen bestimmten Grund, warum zum Beispiel Ingenieure mehr verdienen als Krankenschwestern?
Das Erkennen von Geschlechterungerechtigkeit sowohl in Schweden als auch in Finnland, die auf diesem Gebiet eigentlich als die fortschrittlichsten Länder der Welt gelten, hat zur Entstehung neuer politischer Parteien geführt. In Schweden wurde im Jahr 2005 „Feministiskt initiativ“ mit dem Ziel gegründet, gegen alle Formen von Diskriminierung vorzugehen. In Finnland wurde die Feministische Partei erst am 1. Januar 2017 registriert, nachdem festgestellt wurde, dass noch keine tatsächliche Geschlechtergerechtigkeit erreicht wurde.